Bei dem Diş Buğdayı (wörtlich übersetzt bedeutet es im Deutschen Zahn-Weizen) handelt es sich um eine Art Zahnfest, den man feiert sobald beim Kind der erste Zahn durchgebrochen ist. Sie ist nicht in allen Regionen der Türkei gebräuchlich, findet jedoch immer öfter Verwendung und ist auch unter „Dis Hedeği“ bekannt. Der Ursprung dieser Tradition ist schwer zu ermitteln, sie geht auf alte Bräuche zurück und soll sinngemäß dazu beitragen, dass die Zähne des Kindes alle stark und gesund herauswachsen sollen. Nach heutiger Sicht ist es eine weitere Form gesellschaftlichen Zusammenkommens, um die Mutter in dieser Zeit des Zahnens des Kindes zu unterstützen und ihr beizustehen.
Es handelt sich um eine abgewandelte Form des aus dem amerikanischen bekannten „Baby Showers“, wobei der Ablauf auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich erscheint. Ganz nach dem Motto des Zahn-Weizens wird eine Süßspeise zubereitet, die Weizen und verschiedene andere Hülsenfrüchte wie Kichererbsen und Bohnen enthält. Viele Frauen kochen hierfür das traditionelle Gericht „Aşure“, ein mit Reisstärke und trockenen Früchten und Hülsenfrüchten zubereiteter Eintopf, der mit Zucker und Nüssen serviert wird. Man kann auch alternativ Weizen mit Wasser und Zucker einkochen. Diese Süßspeise wird dann unter den Gästen verteilt. Nun kommt es zu dem etwas ungewöhnlichen und eher als Spiel zu interpretierenden Brauch. Dem Kind werden auf einem Tablett verschiedene Gegenstände vorgesetzt. Die Gegenstände stehen Repräsentativ für verschiedene Interpretationen, was das Kind später beruflich ausüben oder was es am liebsten in seiner Freizeit machen wird. Der erste Gegenstand nach dem das Kind greift, wird als der Gegenstand interpretiert, mit dem sich das Kind beruflich oder privat identifiziert.
Beispiele solcher Gegenstände sind: Reisepass (Reisefreudigkeit), Gold (Reichtum), Buch oder Stift (Bildung), Hammer (handwerklich begabt) oder noch andere Gegenstände, die mit etwas positivem assoziiert werden können. Greift das Kind nach einem dieser Gegenstände, wird es sich dazu thematisch hingezogen fühlen.
Neben diesem eher spielhaft zu verstehenden Teil wird auch ein Brauch ausgeführt, der ähnlich wie beim Mevlüt mit Gebeten erfolgt. Hierfür werden auf ein großes Tuch 32 Weizenkörner verteilt. Die Zahl entspricht der Anzahl der Zähne des menschlichen Gebisses und steht auch wieder symbolisch für die Stärke und Gesundheit der Zähne. Dieses Tuch wird dann über dem Kopf des Kindes gespannt und festgehalten. In dieser Zeit werden verschiedene Gebete gesprochen, die auch wiederum von einem „Hoca“ gesprochen werden können. Danach werden die einzelnen Weizenkörner aus dem Tuch entnommen und die Zeremonie endet.
Zu dieser Feier ist es üblich ein Geschenk mitzubringen. Auch die Gastgeberin beschenkt die Gäste üblicherweise mit kleinen Präsenten. Ähnlich wie beim Mevlüt wird den Gästen etwas zu Essen angeboten.