Welchen Nutzen hat der Ramadan für Kinder?
Warum ist es wichtig, dass auch unsere Kinder den Ramadan kennenlernen? Weil auch Kinder sich früher oder später mit der Fragestellung, wer uns geschaffen hat, beschäftigen werden und sie darüber hinaus die Beziehung zum Schöpfer brauchen. Gemäß einem Prophetenausspruch heißt es, dass jede Seele die Veranlagung zum Glauben innehat, manchmal ist es nur eine Frage der Zeit… Der Glauben an einen Schöpfer bietet ferner eine Antwort auf viele Fragen, die Kinder beschäftigen, auf die die moderne Wissenschaft bisher keine Antwort hat: Wer wir sind, warum wir da sind und wohin wir gehen…
Ramadan – Eine Zeit des Teilens
Ramadan ist eine Zeit, in der die verwandtschaftlichen Beziehungen und sozialen Kontakte intensiver gepflegt werden. Es ist wichtig, dass Kinder lernen der Familie und der Gemeinschaft, in der sie leben eine hohe Bedeutung zuzumessen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Teilen: Kinder lernen im Ramadan in gemeinschaftlicher Atmosphäre zu teilen und eine schöne gemeinsame Zeit zu verleben, die prägt. Der Ramadan ist der Monat, in dem viele Muslime besonders barmherzig sind und ihre alljährliche Zakat (arab.: Reinigung; Entrichten eines Vermögensanteils) entrichten, obwohl sie das ganze Jahr über gezahlt werden kann. Dies zeigt Kindern auf, dass wir Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und den Ärmsten gegenüber Großzügigkeit walten lassen. Dies als Gegenpole zu einer überwiegend von Konsum und Individualismus geprägten Gesellschaft. In dem Moment des Fastens lernen Kinder zudem, sich in Geduld zu üben, auszuharren und Ziele trotz größerer Mühen zu verfolgen; Eigenschaften, die erfolgreiche Menschen ausmacht und sie im späteren Leben auszeichnen werden.
Ramadan für Kinder
Meinem Kind möchte ich später den Ramadan als eine glückliche, wunderbare und wertvolle Zeit nahe bringen. Eine Zeit, auf die es sich freuen soll. Anders als bei anderen feierlichen Anlässen sollen hier jedoch die Beziehung zu unserem Schöpfer, die Familie und das gemeinschaftliche Erleben im Vordergrund stehen. Dazu gehören für mich neben den gemeinsam mit der Familie und Freunden erlebten Fastenbrechen auch der Wunsch meiner Familie in dem Trubel des Alltags insgesamt mehr Zeit zu widmen, mit einer Art „Auszeit“.
Neben den gemeinsam mit meiner Familie besuchten Ramadan-Veranstaltungen möchte ich auch öffentliche Iftars sowie das Gemeinschaftsgebet „Teravih“in der Moschee wahrnehmen, um meinem Kind die dynamische und segensvolle Atmosphäre des Ramadans zu vermitteln. Hier kann es spüren, dass unser Schöpfer der Lobpreisung der Menschen würdig ist. Mit einem gemeinsam gebastelten Ramadan-Kalender möchte ich ihr Freude auf diesen Monat bereiten. Auch das sogenannte „Bayram“ möchte ich meinem Kind im wortwörtlichen Sinne versüßen, mit einem Geschenk, feinem Gebäck und dem lebhaften Treiben der „Bayram“-Feier.
Und wenn sich mein Kind nicht nur auf den Bayram, sondern auch auf den Ramadan freut, so habe ich – denke ich – wahrlich viel erreicht. Hayirli Ramazanlar!
Autorin: Rukiye Hamza ist als 5. Kind von 9 Kindern in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie ist Diplom-Volkswirtin und Islamologin. Neben ihrem Beruf ist sie gesellschaftlich aktiv, u.a. für das Zahnräder Netzwerk und im Umweltschutz. Sie interessiert sich für Länder, Kulturen, Sprachen und internationale Politik. Vor kurzem ist sie Mutter geworden und schreibt als Gastautorin von ihren neu gewonnen Erfahrungen und Erkenntnissen.
(Fotos: Amine Taşdan)